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Ölwechsel beim 129 im Ruhrpott - Mitten aus dem Leben :)
#1

Hallo Liebe SL Gemeine

Ich möchte euch eine tolle Geschichte nicht vorenthalten, ich habe Heute die Erlaubnis bekommen diese Geschichte hier zu veröffentlichen,
der Autor bin nicht ich sondern der Nichtraucher.
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen...

13. August 10.32 Uhr im Baumarkt zu Essen Katernberg:

Paul und Gerda Malinowski schlendern durch die Gänge und wie immer biegt Paul, nach Gerdas Streifzug durch die Gartenabteilung, links ab in die Autozubehörreihe und sieht sich, mit fachkundigem Blick, um. Er schnuppert an den Duftbäumen, nimmt einige der Polierpasten zur Hand, liest fasziniert und beeindruckt die blumige Beschreibung auf der Rückseite von Superglitt, einem preiswerten Schutzwachs, als Gerda plötzlich auf die, unten im Regal stehenden Ölkanister weist.

„Paul, kummada, 5 Liter Bioöl für sexfümunneunzich.....warum kost das bei die Werkstatt denn imma fümundreißich Euro für ein Litta!?“ Paul nimmt, recht unwirsch, einen der grünen, mit farbigem Aufkleber versehenen Kanister zur Hand und meint, „für mein Märzedes is nur das Beste gut gennuch, geh mir wech mit das Biogedöns!“
„Nimm doch ma ein Kanista mit und tu den Öl selba wechseln, warst doch schließlich auffe Zeche und kannz das doch, außerdem is Bio gut fürre Umwelt!“

Paul, als Steigerstellvertreter, meist aber Oberhauer auf Zeche Elvira Luise, Schacht 3, Sohle 12, hat immer getönt, was er alles kann und nun fühlt er sich in die Ecke gedrängt und erinnert sich außerdem, immer noch peinlich berührt, an das letzte Oldtimertreffen, wo er sich mit sein R129 dazwischen gemogelt hat. Gut, das seine Frau da nicht mit war, denkt er bei sich, denn die Typen mit ihren englischen Kisten, die da neben ihm standen unterhielten sich über Öle, Dichtpasten, Ventile, Schließwinkel und dergleichen mehr unverständlichem Zeug. Dann sprachen sie ihn an um zu wissen, was er denn für ein Öl fahre und empfehle,....leicht verlegen, aber auch ein wenig stolz verkündete er, das sein Auto in der Werkstatt die beste Pflege genieße und er es nur fahre. Von Sekunde an war er in deren Achtung unter die Grasnarbe gesunken und als Gesprächspartner inakzeptabel geworden. Mit einem verächtlichen, „naja, wenn man zu viel Geld hat und von Oldtimer keine Ahnung, dann ist das wohl besser“, drehten sie sich weg und ließen ihn wie einen Deppen stehen.
Naja, richtete er sich moralisch auf, „mit diese englischen, öligen Wurzelkisten musse ja fummeln können, sonst bisse inne Uhr!“ Und erst das Gedöns, wenn die ihr Dach zumachen,....da lobt er sich doch das knorke Verdeck mit die automatische Betätigung.

Aber geärgert hat es ihn doch, tagelang und nun kommt der Ärger wieder hoch. Ein „Wie mach ich‘s mir selbst“ hat er sich auch gekauft aber noch nie hinein gesehen. Heute Abend aber, wird er sich das Werk zu Gemüte führen, beim Baden liest er sowieso immer, dann muss der Lassiter halt mal warten.

„Watt is nu?“ Schreckt ihn die energische Stimme seiner Gattin, eine geborene Kowalke aus Gelsenkirchen, aus den Gedanken, „Soll ich ein Kanista im Wagen tun?“ Eugen, der sich dunkel erinnert, irgendwo gelesen zu haben, das 8 oder 9 Liter Öl in seinen Achtzylinder müssen, fest entschlossen ein richtiger Oldtimerfreund zu werden, nickt also zustimmend und stellt, mit wichtiger Mine, einen zweiten Kanister dazu. „Schnucki, das ist ein großer Motor, da brauchen wir mehr“! " Getz gucken wir nach die Filters und Kerzen tunwa auch noch besorgen".
Es folgt ein längeres Studium der, an den Regalen hängenden Listen, bis schließlich die passenden Zündkerzen und ein Ölfilter gefunden ist. Das Luftfilterelement solle er im Fachhandel kaufen, so der dahingehend befragte Verkäufer.

Daheim angekommen, nimmt Eugen die Anleitung zur Hand und beginnt zu lesen. Leider wird zu Kerzen und Ölwechsel nichts geschrieben, nur, wie man einem Motor komplett zerlegt, irgendwelche Lagerschalen vermisst und so weiter. Immerhin bekommt er heraus, das es für Kerzen und Ölfilter spezielle Schlüssel braucht und auch die Ölablassschraube, deren Position ihm bisher unklar war, nur mit einem Schlüssel gelöst werden und mit einem neuen Dichtring wieder eingeschraubt werden müsse. Nach einer unruhigen Nacht, einmal schreckte er schweißgebadet auf und, nach einigen Sekunden der Orientierung erhob er sich, wankte ins Bad und danach in die Küche. Dort setzte er sich einige Minuten erschöpft und verwirrt auf einen Stuhl, trank ein Glas Cola und nahm sich noch einmal die Anleitung in die Hand. Eine halbe Stunde schwerer fand sich die nötige Müdigkeit wieder ein und er schlich zurück ins Bett.
Am nächsten Morgen ging's gleich ab zum nächsten Fachhändler und dort, nach Vorlage der Papiere lag der benötigte Luftfiltereinsatz auf dem Tresen. Danach fuhr er nochmal zum Baumarkt und verließ diesen mit einem 176 teiligen Werkzeugsatz für den Profiheimwerker, der noch von einem Kerzenschlüssel ergänzt wurde.

Ein wenig stolz, ob seiner neu erwachten Leidenschaft, trug er einen alten Schuhschrank aus dem Keller in seine Garage, baute sich Regalböden ein und füllte ihn mit den Dingen, die er bis grad eben, an verschiedenen Stellen im Haus verteilt hatte. Politur, Wachs, Lappen, Schwamm, Lederfett und natürlich den grad erworbenen Autoteilen.
Eine Decke vor dem Wagen ausbreitend, ließ er sich nieder um einen Blick auf die Ölwanne zu erhaschen. Die Erkenntnis, das er da so nicht bei kommt, stellte sich recht schnell ein und wieder ging's ab, zum Baumarkt. Dort wanderten ein hydraulischer Wagenheber, zwei Unterstellböcke und eine dicke Gummimatte in den Einkaufswagen. Eine Tube Handreiniger und eine flache Schüssel, zum Auffangen des Altöls, vervollständigten die Schrauberausstattung.


Ende Teil 1



Cabrio-Fahrer leben nicht laenger, sie sehen nur BESSER aus!


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#2

Teil 2

13. August 14.21 Uhr vor Gerdas und Pauls Zechenhaushälfte, die ja praktisch nur ein Viertel ist, in Essen Katernberg:

Hier angekommen wuchtet Paul zunächst den Wagenheber aus dem Auto und zerrt ihn dann, nachdem er das beiliegende Funktionsrohr eingesteckt hat, lautstark über das Verbundpflaster der Einfahrt.
Das dabei entstehende Geschepper zeigt auch schnell die beabsichtigte Wirkung, denn Erwin H., sein Nachbar zur Rechten, späht neugierig über die Hecke. "Eh, Knappe, was hasse denn damit vor?" Ein wenig geschwollen erklärt ihm Paul, das er, gleich morgen, eine Inspektion an seinem Cabrio vornehmen werde. Die Bezeichnung "Knappe" wurmt ihn schon seit vielen Jahren, diese permanente Anspielung auf seine Stellvertreterstellung, der leichte Ausdruck von Verachtung ihm gegenüber, steht einem gewöhnlichen Hauer, der Erwin war, nicht zu!

"Hasse aber keine Ahnung von, also mach ne Mücke!" beendet Paul zunächst einmal seine Erklärung.

Lachend, sich eine Kippe ansteckend, schlendert Erwin zum rückwärtigen Zaun, wo Emillio B. bereits, mit einer Flasche Bergmann-Bräu in der Hand, am Zaun lehnt und ungeduldig auf eine Erklärung wartet, was denn dort drüben abgeht.

Nach einer Weile stehen fast alle männlichen Bewohner der kleinen Zechensiedlung bei Paul in der Einfahrt und diskutieren, hin und wieder einen tiefen Schluck aus den Pullen nehmend, miteinander um die Notwendigkeit einer Inspektion in Heimarbeit.

"Alter", gibt Alfred T. aus 98d zu Protokoll, "früher simma auf Zeche hintern Kühlturm, ham die Soße raus gelassen, den Stöpsel wieder rein geschraubt, Öl druff und feddich". Das mit den Biozeug is alles Kokolores!" Nu machen sich alle über Pauls Bioader lustig und diskutieren nebenher über die angenehmste Temperatur eines guten Bieres.

Nicht lange und der BVB kommt ins Spiel, wie der die letzte Woche die Schalker wieder abgeledert hat, natürlich war das Schiebung und der Schirri bestochen, erklärt "Puffer", so genannt, weil er auf dem Pütt als Lokführer tätig war und auch immer das gute HD30 besorgt hat, dann kommt die Politik an die Reihe und schließlich verkündet Puffer, "Leute, ich mach getz mein Grill an, holt euch was zum drauftun, wenna auch Schmacht habt!".

Dieser Gedanke findet allgemeine Zustimmung, Paul atmet auf und die Gesellschaft zerstreut sich zunächst, um sich, keine halbe Stunde später wieder zu versammeln. Dichte Rauchwolken zeigen schon von weitem von der Zündung eines halben Liter Benzins auf der Grillkohle, hier ist man damit nicht zimperlich, die Bierflaschen klimpern und lassen auf einen, bald tüchtig glühenden Grill und schönen Nachmittag hoffen.

In der Mitte, da wo die Grundstücke von 98c, 100b, 97c und 99b aneinander grenzen, hat sich die alte Zechengemeinschaft einen Grillplatz eingerichtet und nutz den natürlich, so oft es geht. Schnell geht es hoch her, würziger Duft erfüllt den Himmel über der Siedlung, das Bier fließt, die Würstchen bräunen, die Damen der erlauchten Gesellschaft haben sich auch alle eingefunden, schlabbern über die neuesten Klamotten, die aufgetakelte Tusse aus der Drogerie kricht wieder ihr Fett weg und für Paul hat die Gemeinde noch manchen Tipp für die bevorstehende Inspektion parat.

Selbst der alte Sammler, Oswald K., eine windige Type aus der Bungalowsiedlung schräg gegenüber, die sich da alle für was besseres halten, kommt klugscheißend angeschlurft. Ahnung hadda Null aber als Geschäftsmann ne Karte für die Metro....da muss man sich den warm halten. Auch Gernot S. ist aufgekreuzt, er hat sich vor kurzem zwei Teile eines Zechenhauses vom alten Hermann G. und von Peter H. gekauft und zu einem Prunkgemäuer mit weiße Steinlöwen vorre Tür, umbauen lassen, diese neureiche Figur empfiehlt natürlich einen anderen Gebrauchtwagen, er hätte da grad was Günstiges von ein Franzose anne Hand....


Insgeheim ist man sich einig, weiß man doch, das Paul nicht eben das Ebenbild eines Autobastlers, die Schüssel viel zu verbaut und ein Ölwechsel sowieso, bei die modernen Öle, gar nur alle 5 Jahre, vollauf genügt. Die Gurke fräße ja Unmengen an Sprit und dann noch das teure Öl ?! So vergeht ein vergnüglicher Abend in der alten Zechensiedlung am Möllenhauser Schwarzberg.

Die Sonne erhebt sich am 15. August pünktlich um 05.56 Uhr über dem, wie ihn die Kumpel liebevoll nennen, "Monte Schlacko", der schwarzen Abraumhalde, die der Siedlung ihren Namen gab. Paul fühlt ein leichtes Unwohlsein, weil er an die bevorstehende Restauration seines Motorinnenlebens denkt. Aber es gibt kein Zurück, Gerda hat, wie immer, das Frühstück bereitet und, wie es ihm vorkommt, ganz besonders kräftigen Kaffee gekocht.


Nun gut, gegen 0900 ist es soweit, Paul legt den alten Steigerübertagekittel an und begibt sich, leise und vorsichtig, an seine Garage, die zwischen den Bergmannshäusern mit den vier Eingängen, an jeder Ecke einem, steht. Doch die Kumpel sind auf zack und so schlendert, einer nach dem anderen, zufällig vorbei und, da er nichts besseres vor hat, bleibt er halt bei den anderen stehen. Für Bier ist es noch zu früh aber Gerda hat nochmal Kaffee gemacht und das Publikum holt sich, zu Pauls Verdruss, aus den umliegenden Gärten, diverse Sitzgelegenheiten.




Ende Teil 2




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#3

Teil 3


Paul fährt den Wagen aus der Garage und lässt den Motor warmlaufen, indessen er sein Werkzeug bereit legt. "Hui, alles neu sacht der Mai", tönt es auch schon von der fidelen Gesellschaft aus der Nachbareinfahrt. Sich nicht irritieren lassend, schiebt Paul den Wagenheber unter den linken Einstieg und beginnt zu pumpen, als Wilhelm, damals auf Zeche als Schlosser in der Fahrbereitschaft tätig, herbei eilt und Paul darauf hinweist, den Heber doch besser unter einen der Längsträger zu platzieren. "Die Einstiege bei die schwere Plasteschüssel fangen schnell am verbiegen, war bei mein Kadett Cabrio auch so", erklärt er und hat im Handumdrehen einen Arbeitsanzug an.
Nun liegen sie schon zu zweit herum und es ist keine Frage, das sich, wo der Bann gebrochen ist, jeder in Bewegung setzt, Paul mit Rat und Tat zu unterstützen.

Einer stellt den Motor ab, ein Rad wird entfernt, "damit man besser bei die Ölwanne kommt", die Stützen unter gestellt und das neu erworbene Werkzeug angereicht. Nun macht sich die langjährige Nachbarschaft wieder einmal bezahlt. Dennoch muss Paul, nach Anleitung von Wilhelm und dem, inzwischen auch unter den Wagen gekrochenen, Emillio, der nach eigenem Bekunden vor seiner Hauer-Tätigkeit, in Corleone auf Sizilien, Verspa-Roller repariert hat, die Arbeiten selbst erledigen!

"Da tusse dann nämmich wat lärnen...." meinen die Beiden einstimmig wie selten.

Nach einer kurzen Diskussion, wie denn die Aussage, "Im Uhrzeigersinn", unter dem Auto liegend zu bewerten sei, löst sich, mit einem Ruck, die heiße Ölablassschraube und Paul dreht sie, immer wieder unterbrechend, raus, bis sie, einen öligen Fingern entgleitend, im Altöl auf dem Boden der flachen Plastikschüssel landet. Plutsch,....weg isse!


Nun läuft das schwarze Öl zügig in die Schüssel, steigt unter Pauls panischem Blick immer höher, so das er nach einem zusätzlichen Gefäß schreit, kurz vor dem Unglück taucht Gerda mit ihrer alten Spülschlüssel auf und bringt damit die Rettung.

Inzwischen hat Paul den Ölstrom mit seinem Handballen, den er mutig auf die Ablassöffnung drückt, unterbrochen. Das ihm dabei, eine nicht geringe Menge der glitschigen, heißen Flüssigkeit in die Ärmel läuft, macht die Sache zusätzlich unangenehm.
Endlich, Gerdas Schüssel hat gereicht, versiegt der Strom mehr und mehr, bis es nur noch spärlich tropft.
Paul putzt, Wilhelm besteht darauf, den Dichtrand mit einem sauberen Lappen ab, Heribert, der sich ansonsten zurück gehalten hat, fischte derweil die Schraube aus dem Öl, legte den neuen Dichtring auf und reichte sie dann unter den Wagen, wo Paul sie einschraubte und Wilhelm sie mit dem, aus der eigenen Garage herbeigeholten Drehmomentschlüssel, mit dem richtigen Maß, anzuziehen.

Fertig, die Gesellschaft kriecht unter dem Auto hervor, zieht schon einmal erwartungsvoll den Duft der Würstchen und Kotelette, ein. Als der Wagen schließlich wieder auf seinen eigenen Gummibeinen steht, holt man das neue Öl herbei und Paul füllt es, nicht ohne Stolz, durch den Einlass im rechten Ventildeckel, sorgsam ein. Gut sieht es aus, das frische Öl....


Nun aber betritt Ilse M. die Bühne der großen Taten und als Frisöse an allem, was sich in Flaschen, Tuben aber auch Kanistern befindet interessiert, schnappt sie sich einen der entleerten Behälter und schaut sich, ein wenig verblüfft, das bunte Etikett an. Nett kommt sie wieder daher, groß, blond, oben herum eine hellblaue, scheinbar absichtlich, etwas fadenscheinige Bluse lose umgelegt, die einen guten Blick auf ihre prallen Schultern gestattet, welche keiner zusätzlichen Stütze bedürfen und........ .......aber lassen wir das mal beiseite.


Erwin ruft noch, „Ilse mach dir nich dreckich“ aber der Drehverschluss ist schon ab und Ilse nimmt ein Näschen…."Oh", verkündet, kurz darauf ihre melodischen Stimme, „riecht gut“ und auf den Wagen zeigend, „ist da ein Kettensägemotor drin?“ Nur kurz brandet Gelächter auf, dann aber schaut sich "Puffer" grinsend und wissend den Kanister an, stutzt kurz und bekommt große Augen…..




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#4

Teil 4


"Leute“, stöhnt er dann, „dat Kamel hat Kettensägeöl jekauft!“ und bestätigt so, mit säuerlicher Mine, die Erkenntnis von Ilse, was diese mit einem „Sach ich doch, meint ihr ich bin blöd, weil ich blond bin?“ kommentiert.
Nach einem Augenblick des Schweigens reißt Paul den Kanister an sich, starrt ihn an und stammelt, „Gerda is schuld, die wollte das Biozeuchs wegen die Umwelt“ lässt sich dann geschlagen und müde auf einen der Plastestühle sinken.
Kurz drauf, während sich die Truppe den Kanister besieht, schimpfend auf die Verwechslungsgefahr und diskutierend darüber, ob man das nun wieder ablassen und den ganzen Motor zerlegen muss, um die Rückstände restlos zu entfernen, verkünden, erst ein Knall, dann ein Fluch und abschließend die obligatorische Wolke über dem Grillplatz von einer Zündung der Grilleinrichtung.

Gerda, die kurz darauf mit der Tupperdose voll schmackhafter Grillwurst erscheint, sieht sich der aufgebrachten Männermenge gegenüber und fragt erstaunt, „wat is mich euch denn, habbta ne Kröte verschluckt?“ Alle Blicke ruhen nun auf Paul, der sich, Gerdas impulsiver Art nur zu bewusst, hütet, die Schuldfrage auf seine Gemahlin abzuwälzen, denn letztlich war er es ja, der das Zeug in den Wagen stellte. So sagte er nur, „Ach Schatzi, tu nich fragen, fang lieba am Grillen, ich hab schmacht.“


In die Runde sacht er, „für heute is genuch, ich hab kein Bock mehr, getz brauch ich n Bier, ob ich vorher noch in Baumarkt reinfah und neued Öl kaufen tu?“ „Brauchse nich, ich hab noch von das HD30, für deine Kiste jenücht das völlich“.

Nun erhob sich, nur kurz, die Frage, ob denn das „Salatöl inne Maschine“ Unheil anrichten kann oder nicht, man kam zu dem Schluss, das es völlig reicht, wenn man nicht startet und den Wagen per Hand zurück in die Garage schiebt. Morgen, Öl ist ja da, kann man frisch bei und halt noch mal wechseln.

Auf dem Grillplatz dann, wo die Truppe, immer noch diskutierend, hingeschlendert ist, entzündet sich die übliche Diskussion über die, zu verwendenden Ölsorten und Viskositäten. Einer lehnt Billigöl rundweg ab und meinte, in seinen Corsa 1,2i käme nur Hochleistungsöl von Pastrol! Jupp L., der Geizkragen von 82B gibt von sich, das er nie Öl wechsle, sondern nur nachfülle und Willi gar meint, das er jährlich wechsele und das Altöl in seiner Zündapp einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. 50 Euro für ein Liter Öl sei nackte Dekadenz, war aus der Damenrunde, einen Tisch weiter zu hören, das Geld könne man besser in frisches Schuhwerk installieren. Gelächter und Gekicher brandete auf, als sich die traute Runde vorstellte, wie ihre „Mausebären“ wohl aussähen, wenn sie dem Postbüttel in der Einfahrt schreiend um den Hals fielen! Immer neue, gedachte und blumig beschriebene Szenen geben die Damen in die Runde und Tränen des Vergnügens fließen…..


Die Männerwelt allerdings diskutiert weiterhin den Ernst des Lebens und sinniert über die Verwendung des, nun reichlich vorhandenen Kettensägeöls. Denn Kettensägen sind in der Siedlung leider nicht vorhanden, weil die Vegetation mehr aus Rasenflächen, Einfahrten, mit Betonplatten oder Verbundsteinen belegten Terrassen und Bretterbuden besteht. Das dazwischen wachsende Buschwerk und die Blumenbeete sind mit weniger groben Werkzeugen zufrieden. Also beschließt man, das Öl auf die Rasenmäher zu verteilen und auch Willi kann einen Liter für seine Zündapp abstauben.

So vergeht der Abend, später geht es wieder einmal um die, sehr beliebte Erörterung der Vorteile eines Vierteleckhauses gegenüber eines Reihenmittelhauses und erst in der Früh, gegen 0100 Uhr, kriecht der Letzte, mit der nötigen Schwere, in sein Bett..




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#5

Teil 5


Paul hat eine unruhige Nacht, denn so ganz traut er der Sache noch nicht, was, wenn das Kettenöl doch einen Schaden anrichtet, während er hier den Schlaf des Gerechten schlief? Was, wenn es die Dichtungen im Motor zersetzt und was ist mit den Rückständen im Motor? So restlos bekommt man das ja sicher doch nicht raus, ein kleiner Rest würde im Motor verbleiben, sich mit dem richtigen Öl nicht vermengen wollen und dann zerstörend hindurch kreisen!
Kurt D., ein Inschenjör von drüben ausse Flachdachsiedlung war kurz da und hat gesacht, die Lager können sich in ihr Matrialgefüge ändern,….hachnee, ist doch alles ein Elend,…..er sieht rüber zu Gerda und beneidet sie, ihres festen und sicheren Schlafes. Vorhin hatse noch gesacht, „Schnuckelbärchen, hör auf am grübeln komma bei mich.“
Manomann, die hat Nerven…..Paul aber kann nur noch an seinen Motor denken und so dreht sie sich weg, um unbefriedigt zu entschlummern.
Es ist noch lang, bis Paul endlich in einen unruhigen Schlaf fällt.

Der nächste Morgen graut und Paul schreckt hoch, völlig verwirrt nimmt er den, längst über dem Berg strahlenden Lorenz wahr und glotzt mit zusammengekniffenen Augen auf den Spiegelschrank, welcher an der gegenüberliegenden Wand stand.

Es ist so ein altes Ding, praktisch zwar aber auch sehr hässlich, Gerda hat es aus der Hinterlassenschaft ihrer, vor zwei Jahren, dahingeschiedenen Mutter und betrachtet es daher mit andern Augen, er Paul, tät es am liebsten im Ofen verheizen! Seis drumm, er muss raus aus der Falle und ans Werk.....
Gerda rumort bereits in der Küche und der Duft von frischen Brötchen streichelt belebend seine Nase, also erhebt sich Paul, leise jammernd, aus den Federn, diese Kriecherei unter einem Auto möchte sein Körper wohl nicht mehr besonders leiden.
Zunächst aber ist der „Druck“ groß und sein erster Weg führt ins Bad, doch dort kreischt der Föhn, Gerda ist inzwischen dort, vor ihrem Spiegel und das konnte dauern,...sie schafft es immer "blind", das genau so abzupassen .
Stille vor sich hin maulend macht er sich, leicht bekleidet in seinem blauen Schlafanzug, den Gerda, wie immer, eine Nummer zu groß gekauft hat, auf den Weg nach unten, zum Gästeklo. Die Hose bis unter die Arme ziehend, verflucht er wieder einmal diese, auf „rein wachsen“ kaufende Marotte seiner Gattin!
Unterwegs hält er noch mal an und krempelt die Hosenbeine auf, denn mit den Hacken auf der Hose laufen, das mag er auf den Tod nicht leiden. Dann endlich, unten auf den Einzylinder angekommen, lässt er sich nieder und ärgert sich kurz darüber, seine Lesebrille im Schafzimmer vergessen zu haben, denn so kann er sich lediglich die Bilder in seiner Oldtimer-Zeitschrift, "Alt & Ölig", betrachten.
Aber das kleine Geschäft dauert ja nur kurz, darum ist das nicht weiter dramatisch. Danach schlurft er wieder nach oben ins Schlafzimmer und dann ins Bad, das inzwischen wieder frei wurde, sich ankleiden. Gerda, die ihm entgegen kommt, erblickt seine nackten Füße und lässt prompt ihren üblichen Spruch dazu los, „JAJA!“ maulte er sie an, „ich zieh mir gleich was an die Füße“!
Gerda aber bleibt heute friedlich und mit einem, „Frühstück ist fertig“ gleitet sie behände die Treppe hinunter um in ihrer Küche zu verschwinden, wo auch gleich wieder Geschirrklappern ertönt. „Warum hasse mir nich früher geweckt, ich muss doch noch Brocken kaufen!“, ruft er ihr noch nach.

Etwas hektisch macht Paul sich fertig und sitzt kurz darauf am Frühstücktisch. Es ist nur der SL, welcher heute Thema ist und Gerda stellt sich darauf ein, denn nur ein zufriedener Gatte ist auch ein gut gelaunter Gatte und solange ein Auto der Grund für seinen Eifer ist, kann sie damit prächtig leben. Etwas schneller als gewöhnlich sind die Brötchen, er hat sie im Augenblick sehr gern mit Frischkäse und Erdbeermarmelade darauf, vertilgt und auch das Ei, schön weich gekocht, wie er es liebt, ist schnell gepellt. Noch einen Schluck Kaffee und schon geht die Klingel.


KLINGELING - GELING - GELING.....





Ende Teil 5



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#6

Aktuell wird noch an dem 6 Teil geschrieben.

LG BeaWink



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#7

Cool, so is dat ächte Leben in Pott:drool:
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#8

6 Teil




Träumst du?“ ruft Erwin staunend und Paul schreckt aus seinen Gedanken, welche die unruhige Nacht in seinem Kopf kreisen ließen, auf.

Erwin, nicht der Feuerwehrhauptmann, steht dort unten, sieben Stufen tiefer am Fuß der Treppe und verkündet, gleich jetzt, selbst los zu fahren, denn sein alter Manta steht noch bei Mutti in der Garage und nun, wo er mal wieder unterm Wagen gelegen hat, möchte er selbst wieder etwas zum Schrauben haben und sein Manta ist ja auch ein Oldie! „Nur im Gatten immer rumsitzen is öde, da ein Radisken zupfen und dort den Maulwurf jagen, kanned nich sein!“ Zunächst ist Paul etwas erstaunt, meint aber dann, „Glaubse nich, dad sich die Schüssel inzwischen kompostiert hat?“ „Weisse wat, ich fah mit“, sacht Paul, „mit den HD 30 in mein Achtzylinder, dat issed auch nich, ich tu mir vernünftiged Öl kaufen,….komm kurz rein, den Kaffee austrinken, krichs auch noch ne halbe Tasse!“

Erwin strahlt und nimmt das, erwartete, Angebot natürlich freudig an und so hocken sie da am Küchentisch, nehmen ihren Kaffee zu sich und überlegen, „ was zuerst?“ fragt Paul und intelligenter Weise einigen sie sich, obwohl Paul ja gern ans Auto möchte, darauf, erst den Manta anzusehen und dann erst einzukaufen. Inzwischen hat Gerda für den Erwin noch fix ein Nutella-Brötchen gemacht, dem kann er sich nicht verweigern und so kommt er, das süße Teil kauend, ins Schwärmen, was die nächste Zeit an knorke Beschäftigung bringen wird.

Sie nehmen Pauls Kombi, weil der eine Anhängerkupplung hat und auch mehr ziehen darf, als Erwins Wagen, denn nach einer kurzen Rechnerei kommen sie drauf, das der Trailer, den sie sich eventuell bei dem dicken Scholz anne Tanke leihen, sicher gute 500 Kilo hat und der Manta wahrscheinlich mit etwas mehr als einer Tonne durch geht. „Also fuffzehnhundert“ sacht Erwin, das darf meine Schüssel nicht, bei 1200 ist Sense.
Der Kaffee ist ausgetrunken und man kommt in Wallung, schnell noch kräftige Gurte in den Laderaum geworfen und schon sind sie auf dem Verbundpflaster der verkehrsberuhigten Straße unterwegs, als Erwin ruft, „halt ma, da is Gerd, den kömma mitnehm, zwei Patscher mehr is immer gut!“. Paul hält an, hupt kurz, so das Gerd, grad, unter den Augen seiner Gattin, den Restmüll zur Tonne bringend, aufmerksam wird und auch gleich zusagt mitzukommen.
Denn auf Tante Albrecht und Konsum mitte Gattin, hat er heute keinen Nerv. Sein Abschied ist daher kurz und schmerzlos, irgendwie hatte SIE schon so etwas geahnt und als das Telefon klingelt, wendet sie sich kopfschüttelnd um und geht ins Haus zurück. Dort hat sie Gerda am Ohr und nach einer kurzen Empörung über die Marotten der Kindsköpfe verabredet man, gemeinsam den Einkauf zu tätigen.

Gerd aber, der schnell ins Auto steigt und sich auf der hinteren Bank lümmelt meint, „Erzählt schon was Sache is!“ Als Erwin ihm verklickert, das der Manta wieder her soll, wundert er sich doch. „Diese Prollschüssel mit die dicken Puschen? Nich dein Ernst!“ Paul fährt derweil den bekannten Weg, denn er ist mit Erwin in derselben Straße aufgewachsen und bedarf somit keiner Wegweisung. Die Diskussion um breite Felgen und Spoiler ist, wie schon damals, als Gerd einen Standart-Kadett fuhr und auch heute noch, mit seinem weißen Astra sehr unauffällig unterwegs ist, schnell fest gefahren. Für ihn zählt nur Original und minimalistisch, Erwin liebt die auffällige Variante und Paul steht einfach nur auf Cabrio und kauft das, was ihm grad günstig unter die Finger kommt. Sein SL hat ab Werk, weil es ja das größte Modell der Serie ist, einen Heckspoiler im Stil der damaligen Zeit. „Hatten alle“, sagt er „und ich finde, es steht ihm. Es gibt ihm, mit den Rädern, eine leicht sportliche Note, so mach ich das leiden.“
„Die AMG sind geschmeidich!“ meint Erwin, „hätt ich nur einige Nummern breiter genommen, auch eher in 18 Zoll, weil die Pellen dann flacher kommen.“ „Blödsinn“, sagt Gerd, die Originalräder sind prima und das Tablett hinten würd ich abmachen, is echt prollich.“ "Ein Mercedes R 129 gehört so, 300 Pferdchen müssen schließlich auffe Straße kommen und son bissken Andruck hinten is nicht verkehrt!" verkündet Paul wichtig.
„Jaja, sagt Paul, dann sieht der Wagen aus wie alle anderen von die Sorte auch und bei einem Treffen kann ich ihn suchen…..was ist so toll daran, wenn da hundert vonne gleichen Autos vorbei fahn oder rumstehn? Mal in Blau, in Grün, Silber oder Rot?“ Da schaut doch nach dem zwanzichsten Karren keiner mehr hin!“ „Mein Manta is einmalich, der bleibt wie er is!!“ ruft Erwin dazwischen. „Wollt ihr Kamine machen oder Auto fahren?“ grummelt Gerd von hinten aber macht, wassa wollt!“

„Eh kumma“ ruft Paul, „ ein alter C-Rekord“! Begeistert sehen die drei dem Wagen, der ihnen entgegen gekommen ist, hinterher. „Könnt mir auch gefallen, war scheinbar völlich unverbastelt, so gehört das“, sagt Gerd, sich den Hals verdrehend, bis der Opel außer Sicht ist.
„Ah, wir sind da, fahr ruhich inne Einfahrt, ich schell ma em bei Mutti“, sagt Erwin und steigt aus. „Getz bin ich gespannt“, sagt Gerd und steigt, zusammen mit Paul, ebenfalls aus und sie schlendern zur Garage, die, etwas nach hinten versetzt, neben dem Haus steht. Nicht lang und die Haustüre geht auf, Erwin kommt zusammen mit seiner Mutter hinaus, die, wie schon vor vielen Jahren, als Gerd und Paul hier ein und aus gingen, ihren geblümten Kittel an und ruft nun erfreut, „Hallo Jungs, lange nicht gesehen, wie geht’s denn?“ „Jungs is gut“, sacht Paul und ruft zurück, „prima, und selbst?“ Na, dafür das die 85 hinter mir liegen, kann ich nicht klagen, bin froh, das Erwin nun endlich sein Auto abholt, ich kann die Garage für andere Sachen brauchen!“

"Hamse Besen und Kehrblech inne Garage stehen, damitwa die Kiste zusammenfegen könn?", scherzt Paul, als Erwin mit dem Schlüssel in der Hand, über das kleine Rasenstück vor dem Haus, zur Garage eilt. "Mensch Erwin, lern dochma übern Wech zu gehn, nich immer üerre Wiese!" erbost sich seine Mutti, "Hasse schon früher imma gemacht...!" Erwin aber ist völlig auf das Garagentor fixiert und führt hektisch den Schlüssel ein, dreht ihn und öffnet das Schwingtor.

Das Tor fährt auf und er schaut. leicht irritiert, auf sein, mit Decken völlig verhangenes Auto. "Habbich abgedeckt, damits nich dreckich wird" ruft seine Mutter von der Haustür rüber, "musst mal gucken, ich mach ma n Kaffee für uns."

Erwin hebt derweil die Decke vom riesigen Heckspoiler und sieht, dass noch immer das Nummernschild montiert und der Wagen ist noch immer zugelassen ist! Lediglich die TÜV-Plakette stammt aus dem letzten Jahrhundert und die Reifen sind platt. Wie es ihm noch siedend heiß bewusst wird, das Auto nie abgemeldet zu haben und im Geiste die Kosten durchgeht, ruft seine Mutter von der Tür herüber, "Hab die Versicherung immer bezahlt damitte kein Ärger kriss, nur mit die Reifen wusste ich nicht, da ist die Luft wech." Sprichts und wendet sich um, den Kaffee aufzubrühen.
"Leute", sacht Erwin sichtlich um Fassung ringend, "das glaub ich getz nich!"

„Alter!“ staunt Paul, sonne Mutti brauch ich auch! „Die Karre sieht ja toffte aus“ meint er, sich den Opel betrachtend, „Ja, bestätigt Gerd, „der Zustand scheint perfekt, nur das Prollgedöns….“

Inzwischen hat Erwin, nach drei Runden um den Wagen herum, den alten Kompressor aus der Ecke gezogen, angeschlossen und auf „Ein“ gedrückt, sofort rattert das Dingen los und pumpt, das erste Mal nach sicherlich über 20 Jahren, Luft in seinen Kessel. „Boh, wenn der Manta genauso läuft, hasse mich da liegen!“ Erwin hat derweil die Fahrertür geöffnet und nach dem Haubenzug gegriffen, mit einem blechernen „Klack“ springt der Motordeckel auf und wird dann, von Erwin, der zielsicher den Sperrriegel erwischt, aufgestellt.

„Ob der Akku noch geht?“ fragt Paul, „glaub ich eher nich.“ Sagt Gerd, „der is feddich!“ Erwin aber hat längst ein Ladegerät aus dem Regal geholt und angeschlossen. „Dein Gottvertrauen möchte ich haben“, sagt Gerd, sich das, problemlos als historisch zu bezeichnende Gerät, anzusehen. „Läd mit 8 Ampere, voll am Anschlach!“ ruft Erwin, wendet sich dann dem, inzwischen genügend Druck aufgebautem Kompressor zu und kniet neben dem rechten Vorderreifen, schraubt die Ventilkappe ab und beginnt, Luft einzulassen. Der Kompressor springt wieder an, nachdem die komprimierte Luft zischend in den Reifen strömt. Langsam, etwas knarrend, hebt sich der Wagen, wie ein erwachender Saurier, langsam an.

„Übertreib nicht!“ ruft Gerd, „nich das da n Reifen am Platzen fängt!“ „Kein Problem, ich mach bei 2 Atü schluss…..“ beruhigt Erwin.
So füllen sich nach und nach die 4 Reifen während Gerd und Paul den Wagen inspizieren, „es ist ein verdammtes Wunder, das der sich nicht aufgelöst hat, warum ist das denn so furztrocken hier drin?“ staunt Erwin. „Vatti hat damals ein Rohr vonne Heizung hier rein gelegt, kumma da hinten, der tut immer noch laufen.“ Sagt Erwin.

Das Ladegerät, welches sich inzwischen auf 5 Ampere zurück geregelt hat, bekommt eine Verlängerungsschnur und die Drei schieben den Wagen ins Freie. Von den Aktivitäten dort in Erwins Garage aufgeschreckt, haben sich einige alte Bekannte und Freunde eingefunden, die nun mit diskutieren, ob man denn einen Motorstart wagen und das Auto dann mit eigener Kraft überführen oder doch lieber auf einen Trailer packen sollte. Der Eigner aber möchte ihn noch heute bei sich haben und so fahren Gerd und Paul los, den Anhänger zu besorgen, während Erwin die Betriebsmittel prüfen will. „Mach aber nich an, ehe wir wieder hier sind!“ ruft Paul im Wegfahren noch rüber, „das wollen wir miterleben!“ Erwin nickt und beginnt mit dem Motoröl. Wie er den Peilstab heraus zieht, erinnert er sich, das Öl und auch den Filter damals noch gewechselt zu haben, weil der Karren eigentlich verkauft werden sollte. Auch die Bremsflüssigkeit ist neu, dennoch wird er die umgehend wechseln, da sie sicher Wasser gezogen hat.

Natürlich sind die Ansichten, was einen Motorstart nach so langer Zeit angeht, geteilt aber Erwin meint, „läuft oder läuft nicht, basta. Wenn die mit dem Hänger zurück sind, wird gestartet!“
Die Zeit vergeht wie nichts und dann ist es soweit, der Akku hat tatsächlich soviel Energie angenommen, dass die Kontrollleuchten funktionieren und der Anlasser kurz anläuft. Kurzerhand wird von Pauls Wagen überbrückt und dann rotiert der 1,9 Liter Vierzylinder mit der, ihm eigenen, nähmaschinenartigen, Geräuschkulisse daher, als hätte er nicht zwanzig Jahre, sondern zwanzig Tage nicht gelaufen. Aus dem Auspuff kommt etwas Staub und diverses „insektöses“ Getier flieht aus dem Inferno da vorn im Motorraum.

Nun doch leicht sprachlos, vor allem Paul, der dem Stern aber nicht dem Blitz zugetan ist, verstummt angesichts dieses kleinen Wunders. Die Auffahrrampen sind rasch eingehängt und dann fährt Erwin den Wagen wie selbstverständlich auf den Anhänger. Schnell ist er fest verzurrt und nun hocken sie bei seiner Mutti in der Küche.
Hier sieht es noch genauso aus, wie früher und auch der Kaffee ist auf die alte, traditionelle Art gebrüht. Zwar mit Filter aber doch mit heißem Wasser aus dem Kessel. Nach einem Schwätzchen setzen sie sich dann aber in Bewegung, unterwegs noch beim Teileonkel haltend, wo sich spontan einige Leute einfinden, die auch alle mal einen solchen Manta hatten und ins Schwärmen geraten. „Den musse unbedingt so lassen, original kann jeder, das Teil ist echt kultich, so wie ed is“.

Dem kann Erwin nur zustimmen, außerdem hat es ihm an Selbstbewusstsein noch nie gefehlt, da kann gut mit umgehen.

Daheim gibt’s ein großes „Hallo“ und der Rest des Tages vergeht mit der Inspektion und Wiederbelebung der beiden Fahrzeuge.
Das Kettensägeöl wird, wie versprochen, aufgeteilt, als es Abend wird, läuft der Grill und einige Kaufabsichten machen die Runde, irgendwie war dieser Tag infizierend. Immer nur spießig muss nicht sein, ist die Meinung, man sollte sich ruhig was gönnen und Laune macht’s ja auch. .....Je weiter der Alkoholpegel steigt, desto größer werden die Wünsche.

Man ist sich, weit nach Mitternacht, einig, eine kleine Szene aufzubauen und gemeinsame Ausfahrten, so wie früher, zu machen. Davon wird hier, an dieser Stelle, sicher später, nach der Sommerpause, noch berichtet…….



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#9

Teil 7


Natürlich werden zu später Stunde die alten Geschichten wieder an die Oberflächen der, durch die Pionierstimmung, enthemmten Hirnwindungen geschwemmt. Als Uli davon erzählt, was er für den "Lappen" seiner Enkelin hinblättern musste, geht es los.
"Für die Kohle was die heut für den Zettel legen, gab’s früher ein astreines Auto!" weiß Paul zu berichten. Ganze drei Fahrstunden hätte er gemacht, zwei auf dem Käfer mit Halbautomat, dann, wegen der möglichen Beschränkung im Schein, eine auf Schaltkäfer und die Motorradstunde war die Anfahrt zum Prüfungslokal.

"Ja", vernimmt man von Puffer, "die heut mit ihr ganzes Gedöns inne Karre, dannoch die bekloppten Pflichtstunden,....Nachtfahrt, Autobahn und auf was fürn Zeuchs die noch alled jekommen sind". Er nimmt sich noch einen tiefen Schluck aus der Flasche und meint dann voller Überzeugung, "Wir waren aus anderem Holz geschnitzt, ….alles Weicheier heute, können gar nich mehr von alleine fahrn, ….manmanmann….ohne ihr Elektronikgefummel fliegen die inne erste Kurve wech vonne Piste, vor allem, wennes am schnein fängt! Vonne Ampel kommse ohne ihr Traktionsdings auch nich wech und auffe Bremse sindse völlich am Ende!"

"Klar" lacht Gerd, "die Schilders hamse, wie bei die Entapreis, inne Windschutzscheibe mit so eine Projektion zum gucken, weilse die sonst am Straßenrand gar nich mehr mitkriegen beim Quasseln mit das Händi und beim Fummeln anne Äntatäinknöppe!"

"Hab die Tage sonnen Karren als Leihwagen gehabt, wusste erst gar nicht den Schlüssel einzustecken, dann bimmelte die Kiste bei jedem Schiss. Ohne Anschnallen fuhr sie gar nicht ab, das Radio dudelte und ich bekams nicht aus....bin nur heim und nachher, als meiner fertig war, wieder zur Werkstatt....sind nicht meine Welt, diese Dinger!" schimpft Erwin.

"Weiße noch, mit den Borchward?", gibt Pedda lachend in die Runde, „das war noch n Auto!“ und Paul nimmt den Faden natürlich gleich auf!
"Also", erzählt er mit fester Stimme, "wir wollten nach Kamen hin, inne Disko, Micha hatte sein Käfer voll, der Pelz sein 500er Fiat auch, zusammen 12 Mann und wir sin dann mit den Coupe hinterher."
"Bei hundertsechzich ist der Eimer dann hops gegangen und ein Propellerflügel steckte inne Motorhaube!" wusste Peter die dramatische Fahrt in einen einzigen Satz zu kleiden.

"Jau", sacht Paul. "Auf dem Weg nach oben hatta den Kühlerschlauch gleich noch mit gekillt und als wir wieder daheim waren, bließ die Kopfdichtung ab.....das war’s dann mit die Schüssel".

Ronald äußert sein Bedauern ob des schönen Autos aber damals war halt die Kohle knapp, die ollen Borgward billig und die Bundeswehr rief auch. Also einen Käfer gekauft, den Borgward mittels Greifer auf einen Laster gehoben und verschrottet.

"Aber die Isabella war schon klasse", schwärmt Paul weiter, "ich weiß noch, wie wir das erste Coupe geholt haben, war auch ein TS und mein Vadda hat Pickel gekricht, bekommen wie er das Ding sah!"

"War eh son Dingen", nimmt Paule die Geschichte noch mal auf, "wie ich den Karren gekauft habe"……alles schaut und so kommt die olle Kamelle mal wieder auf den Tisch.

„Also“, beginnt Paul,…..“die Lehre hat ich ja nu aus und weil ich noch keine 18 war,“….. „Man, heute sind die 18, ehe sie inne Lehre kommen und ein Karren hamse schon von Pappi bekommen!“ ruft Gerd in die Runde….“Ja“, sacht Paul, ich habe mich mit 17 inne Fahrschule beim Nütsch angemeldet, die vonne Post kamen ja nicht inne Socken mit den Schein.
Damals gabs ja noch den Postführerschein, ohne den durftest du die gelben Kisten ja nicht mal ansehen“.
„So lange wollte ich aber nicht warten und darum....."

"Paul, komm inne Poofe, erzähl morgen weiter" meint Gerda vernehmlich gähnend und weil es spät ist, die Nacht kurz, trollt man sich in die Betten.....



LG BeaWink



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#10

Teil 8

"Du kannst dich an den Borgward doch noch erinnern?" fragt Paul leise seine Gerda, als sie schon kurz vor dem Einschlafen ist, "ja sicher, das grüne Ding, damit sind wir doch zusammen gefahren,....und nun schlaf."

Paul mach die Knöppe zu und langsam formt sich das Bild seines ersten Autos, wie "Das erste Mal" einer Frau für immer im Gedächtnis bleibt, vergisst ein Mann sein erstes Auto nie!
Die Lehre war beendet, den Dienst in seiner ersten Arbeitsstelle hatte er angetreten und, mit erst 17 Jahren, fuhr er noch mit seinem Kleinkraftrad dorthin. Natürlich hatten die, dort schon länger tätigen, älteren Kollegen, alle ihre eigenen Autos. In Erinnerung geblieben sind dem Paul aber nur wenige, eher auffällige Modelle.
Da war "Bube" mit seinem Lombardi, so ein Minilamborghini mit Fiat Fahrgestell, (bei google Bilder mal "Lombardi Grand Prix 850" eingeben) der fuhr damals, nach einer heftigen Diskussion, ein Rennen mit dem Wester, der nämlich besaß einen NSU TT in orange mit aufgestellter Motorhaube und glaubte, alles bügeln zu können. Der Werner hatte einen Rekord C Sprint Coupe, damals sehr beeindruckend und "Ghandi" kam täglich mit einem roten MGA. Ihm hat Paul später mal geklaute Lastwagenfarbe gegeben, damit hat er das Teil neu lackiert,....er besitzt ihn übrigends heute noch, 40 Jahre später.
Die Krönung aber war "Schulzi" mit seinem "Daimler". Dies war ein alter Mercedes 170, lackiert in den Dortmunder Stadtwerkefarben, Braun/Beige, über dem Heckfenster prangte der Schriftzug, "EXITUS". Dieser Schulzi bot sich also an, Paul und seinen Vater, den Führerschein sollte Paul erst einen Monat später, an seinem 18. Geburtstag bekommen, zu dem Borgward, den er von seinem ersten Lohn kaufte, zu bringen.
300 Mark hat diese Karre gekostet und sie war jede einzelne Mark wert! Rein objektiv gesehen nicht aber das Gefühl, ein erstes, eigenes, völlig selbst gekauftes Auto zu besitzen, schon, einfach unbezahlbar dieser Eindruck für Paul.
Aber der Wagen sollte heim und dies zu bewerkstelligen, musste sein Vater ran, die Freunde sollten noch nichts davon wissen, man stand halt auf seine kleinen Überraschungen, damals. Das Drama nahm schon mit der Mitteilung, "Ich habe ein Auto gekauft" seinen Lauf. Großes Erstaunen daheim, "was für ein Auto?" wollte seine Mutter wissen, "Einen Borgward Isabella Coupe", gab er wahrheitsgemäß zur Antwort. "Sowas Beklopptes!" kam mit erhobener Stimme aus dem Wohnzimmer, der Vater erhob sich, schritt in die Küche und wollte nähere Angaben. Wie alt, wie teuer und wo isses, wollte er wissen. Paul tat kund, was er den von dem Karren wusste, viel war es nicht, nur das er "TÜV" hatte und sie eine Luftpumpe mitnehmen müssen, weil die Reifen platt sind.
Oje, da ging dann echt die Post ab! "Einen alten Karren von so einer Pleitefirma, für den Schrott bekommst du keine Teile und Werkstätten gibts auch nicht mehr!" verkündete sein Vater, stinkensauer, wohl auch, weil er es versäumt hatte, seinen kundigen Rat vorab einzuholen und alles ohne ihn durchgezogen hatte.
Die Unterschrift für die Versicherung und Zulassung wollte man Paul zunächst verweigern, die Ankündigung, seinen Onkel darum zu bitten, gab nachher den Ausschlag. (Diese kurze Verweigerung der Unterschriften mit anschließender Diskussion gab es in den Folgejahren noch zigmal, konnte man damals doch erst mit 21 die Volljährigkeit erreichen)
Wie auch immer, die begehrte Unterschrift gabs dann doch und als in der Versicherungspolice stand, der Borgward sei mit 150 km/h Höchtgeschwindigkeit, ein sportliches Fahrzeug, machte sogar der kleine Aufpreis dafür nichts aus. Einige Tage später waren die Kennzeichen beschafft und die Reise mit Schulzi und seinem EXITUS konnte beginnen.
Als Pauls Vater das Vehikel erblickte, war er sichtlich erschüttert, was mögen die Kollegen sagen, wenn sie ihn in diesem Ding erblicken würden, mussten sie doch an der Arbeitsstelle bei "Kalle Hoesch" vorbei.....die flaschengrün und dadurch fast undurchsichtigen, mit Glasfarbe lackierten Scheiben waren kein großer Trost, mit einigem Zureden ging es dann aber doch, auch wenn Schulzi dem Herrn Vater äußerst suspekt war. "Schulzi" hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Lindenberg. Er war damals recht dürr, trug "kultige" Klamotten, zottelige, lange Haare, auch im Gesicht, dort aber mehr lang als voluminös, hatte die Ruhe weg und sprach auch so. "G u t, ....i c h... f a h r e... e u c h... d a n n... m i t... m e i n e m... D a i m l e r... n a c h... H u c k a r d e...." Sehr betont und gedehnt, auch den Udo sehr ähnlich.

So fuhren sie also los, Pauls Vater hielt sich seine Aktentasche vors Gesicht als es an seiner Arbeitsstelle vorbei ging und EXITUS begann den Anstieg in Richtung Stadtmitte unter die dürren Räder zu nehmen, die hohe und lange Motorhaube wie ein Schiffsbug voran. Schon damals war die Märkische Straße schon zweispurig in jede Richtung und, fast wie heute, grad zum Feierabendverkehr, recht stark befahren. Kurz vor der Tewaagstraße, man kann es bei maps gut nachsehen wie die Örtlichkeiten sind, der Anstieg war halb geschafft, machte sich ein Geruch breit, wie in Mutters Waschküche und...



LG BeaWink



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